
Wahrzeichen des Stadtteils Damgarten
Die St.-Bartholomäus-Kirche ist eine evangelische Backsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert im vorpommerschen Stadtteil Damgarten. Der Sakralbau mit Altarraum, Langhaus, Turm, Sakristei und Südportal erhebt sich eindrucksvoll auf einem natürlichen Hügel, der bis ins 19. Jahrhundert auch als Friedhof genutzt wurde.
Steinerne Zeugin: Baugeschichte und Bedeutung der Kirche
Zeitzeuge mittelalterlicher Baukunst
Der Altarraum entstand um 1270 als quadratischer Backsteinbau und besaß ursprünglich ein Gewölbe, das um 1600 zerstört wurde. Seit dem 17. Jahrhundert überspannt eine flache Holzdecke den Raum. Im 15. Jahrhundert folgte der Anbau des spätgotischen Langhauses mit tonnenförmiger Holzbalkendecke – ein beeindruckendes Zeugnis der mittelalterlichen Baukunst.
Architektur mit Charakter und Geschichte
Der heutige Kirchturm wurde am 6. November 1887 eingeweiht und ersetzte den Fachwerkturm von 1723, der 1885 abgetragen worden war. Die Sakristei entstand vermutlich zeitgleich mit dem Altarraum oder kurz danach. Das Südportal von 1878, entworfen vom Baurat Trübe, ersetzte einen spätgotischen Vorgängerbau, der möglicherweise einen Nebenaltar enthielt. Heute beherbergt es Heizraum, WC und eine kleine Küche.
Die umfassenden Sanierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts leitete der Stralsunder Stadtbaumeister Ernst von Haselberg, der auch den Entwurf des Turms verantwortete. So erhielt die Kirche ihr bis heute charakteristisches Erscheinungsbild – ein harmonisches Zusammenspiel von mittelalterlicher Substanz und historistischer Ergänzung.
Restaurierungen und Erneuerungen
Nach 1990 wurden zahlreiche Restaurierungs- und Erneuerungsarbeiten durchgeführt:
1997: neue Kirchturmuhr mit Funksteuerung
1999/2000: neue Fenster im Kirchenschiff und Schwammsanierung
2001: Neugestaltung des Kirchplatzes
2002: Sanierung von Turm und Südportal, Einbau neuer Chorfenster
2003: Anbringung des Bartholomäusreliefs
2006: Restaurierung des Wappenepitaphs
2012: Sanierung der Glocken
2014: Sanierung der Sakristei
Altar – Zentrum des Glaubens
Der Altar vereint mittelalterliche und barocke Kunst. Auf dem alten Altarblock erhebt sich ein barocker Aufsatz des Rostocker Bildhauers Diederich Hartig, farblich gestaltet von B. W. Sellin. Im Zentrum steht die Darstellung des Abendmahls mit halbplastischen Figuren. Links erscheint Jesus als Weltenrichter, rechts Johannes der Täufer mit Bibel und Lamm – Symbol für Jesu unschuldigen Tod. Den oberen Abschluss bildet eine Triumphkreuzgruppe mit Maria, Jesus und Johannes.
Der Altar ist der religiöse Mittelpunkt der Kirche und Symbol der Gegenwart Gottes, an dem das Heilige Abendmahl gefeiert wird.

Kanzel – Die Botschaft Gottes verkündet
Die Kanzel wurde 1719 vom Rostocker Bildhauer Diederich Hartig geschaffen. Sie zeigt Moses, Paulus und die vier Evangelisten mit ihren Symbolwesen: Engel (Matthäus) für die Menschwerdung Gottes, Löwe (Markus) für die Auferstehung, Stier (Lukas) für den Opfertod Christi und Adler (Johannes) für die Himmelfahrt. Im Schalldeckel erscheint die Taube als Symbol des Heiligen Geistes, auf der Bekrönung Christus als der Auferstandene.
Die Kanzel ist der Ort der Verkündigung der göttlichen Botschaft und ein bedeutendes Beispiel barocker Kirchenkunst.

Orgel – Klangvolle Spiritualität
Die heutige Orgel wurde 1971 von der renommierten Firma W. Sauer aus Frankfurt (Oder) erbaut und am 29. August 1971 feierlich eingeweiht. Zuvor erklang in der Kirche eine Buchholz-Orgel aus Berlin, die bereits 1848 eingeweiht wurde. An ihr wirkte einst Kantor Hermann Bendix (1859–1935).
Die Orgel prägt bis heute den musikalischen Charakter der Kirche und begleitet Gottesdienste, Feste und Konzerte mit ihrem eindrucksvollen Klang.

Taufe – Beginn des Glaubensweges
Die Taufe stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist eine kunstvolle Zinkgussarbeit der Berliner Werkstatt von Moritz Geiß. Dieses historische Taufbecken verbindet schlichte Eleganz mit handwerklicher Präzision und erinnert an die christliche Bedeutung der Taufe als Zeichen des Neubeginns und der Aufnahme in die Gemeinde.

Glaskunst von Thomas Kuzio

Die Friedenseiche
Neben der St.-Bartholomäus-Kirche in Damgarten steht ein besonderes Naturdenkmal: die Friedenseiche, gepflanzt zur Erinnerung an die Reichsgründung am 10. Mai 1871 und das Ende des Deutsch-Französischen Krieges.
Die Friedenseiche symbolisiert den Wunsch nach Einigkeit, Frieden und Neubeginn. Noch heute lädt sie BürgerInnen und BesucherInnen dazu ein, innezuhalten und sich der Bedeutung von Gemeinschaft und Versöhnung bewusst zu werden.

Bäume der Erinnerung
Neben Kunstwerken, die zum Nachdenken anregen, und bedeutenden Denkmälern wachsen rund um die St.-Bartholomäus-Kirche in Damgarten weitere stille Zeichen der Verbundenheit: Bäume, gepflanzt von KonfirmandInnen.
Sie stehen sinnbildlich für Wachstum, Glauben und Gemeinschaft – und verwandeln den Kirchhügel in einen lebendigen Ort der Begegnung und des Erinnerns.

Spuren der Vergangenheit
Wie bei vielen Kirchen wurde auch das Gelände der St.-Bartholomäus-Kirche in Damgarten einst als Friedhof genutzt. Heute erinnert eine Grabplatte an der Außenfassade an diese Zeit.
Sie verweist auf die früheren Ruhestätten Pastor Collasius und seiner Familie, und bewahrt damit ein Stück lokaler Erinnerungskultur und Kirchengeschichte.


